Als Krisen gelten schwere Störungen des emotionalen Gleichgewichts, die ein Mensch zeitweilig nicht allein bewältigen kann. Wer sich in einer Krise befindet, hat das Gefühl, mit einer schwierigen und leidvollen Situation in seinem Leben aus eigener Kraft nicht fertig werden zu können.
Im beraterischen oder therapeutischen Gespräch ist das erste Thema die Realität dieser Krise: was ist vorgefallen? Welche Entwicklungen haben zu der aktuellen Lage geführt? Was ist bisher getan worden, um die Krise zu bewältigen? Warum hat das nicht ausgereicht? Welche Ressourcen und Kraftquellen stehen zur Verfügung, um seelische Ausgeglichenheit zu finden? Aus der Krise sollte keine Katastrophe werden, und möglicherweise enthält sie auch Chancen…
Eine Konstante in diesen Krisen ist ein Gefühl von Ziel- und Sinnlosigkeit. Alles erscheint gleichgültig, das eigene Leben kommt einem irgendwie belanglos vor, nichts interessiert oder begeistert einen mehr. Und was einmal Freude gemacht hat, ist schal geworden. Viktor Frankl hat für diese Krisen den Begriff „noogene Depression“ geprägt. Psychotherapie kann und wird Fragen nach dem Sinn des Lebens nicht beantworten, aber das therapeutische Gespräch kann dazu beitragen, den „Sinn im Leben“ und in einzelnen Vollzügen des Lebens wieder zu finden.
Es gibt normale Anpassungsschwierigkeiten an neue Lebenssituationen: Eintritt in den Beruf, Arbeitgeberwechsel, Kinder kommen oder verlassen das Haus, Trennungen und neue Partnerschaften, Krankheiten, Ruhestand. Auch in solchen Lebens-Übergängen können sich Fragen nach dem Sinn in einer neuen Lebensform stellen.
Beratung kann helfen, den Verlust von Bindungen und Sicherheiten zu verarbeiten. Die Chancen eines neuen Lebensabschnittes zu sehen, ist nicht immer leicht. Der Verlust steht im persönlichen Empfinden in der Regel im Vordergrund. Aber im Gespräch lassen sich schneller frische Perspektiven und neue Ziele finden als beim einsamen Grübeln.